Sportpass Austria? Dreht auf!

Seit nun einem Jahr darf ich die so vielfältige Multisport-Plattform von SPORTPASS AUSTRIA redaktionell und strukturell unterstützen. Großartig zu sehen, was dort – teils doch ein erfrischendes Stückerl abseits des Mainstreams – weitergeht. Neue Deals in Sachen „Livestreaming“, neue Verbandskooperationen, neue Kamera- und Broadcasting-Technologien und immer neue Storyideen mit beeindruckenden Persönlichkeiten aus dem rot-weiß-roten Sport.

Next Stopps: die ÖTV-Bundesliga, die Sport Austria Finals 2023 und vieles mehr. Ist mir eine Freude bei dieser so spannenden Reise an Bord zu sein!!

Also bitte hier „aufdrehen“:

WWW.SPORTPASSAUSTRIA.AT

Neue Podcast-Koop: Wir sind ecoplus

Seit 1962 fungiert Niederösterreichs Wirtschaftsagentur ecoplus als zuverlässiger Partner für Unternehmen, InvestorInnen und InitiatorInnen regionaler und internationaler Projekte. Als Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Wissenschaft betreut man etwa 16 Wirtschaftsparks, vier Technopole, sechs Technologie- und Forschungszentren sowie fünf Clusterinitiativen.

Gründe genug also, um die ecoplus-PartnerInnen aus der Wirtschaft sowie gemeinsame Projekte und Events in einem eigenen Podcast-Format hörbar zu machen. Geboren wurde diese Idee zusammen mit ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki. Dieser wirkt, by the way, in Folge 2 von „Wir sind ecoplus“ als smarter Gastgeber. Danke an dieser Stelle für die feine Kooperation!

Bei den Aufnahmen zu Podcast Episode 2 anlässlich der Jubiläumsveranstaltung zu „60 Jahre ecoplus“.. Von rechts: Helmut Miernicki (GF ecoplus), Daniela Fuchshuber (GF Fuchshuber Agrarhandel), Barbara Weinzetl (GF Weinzetl Fenster & Türen/wako), Mathias Köhler (General Plant Manager ZKW Elektronik) und Fritz Hutter. (Foto: Daniel Hinterramskogler)

Begleiten Sie mich also gerne durch die spannende Welt von ecoplus, und lernen Sie jene Menschen kennen, die maßgeblich daran beteiligt sind, dass meine erste und zweite Heimat Niederösterreich in vielen Bereichen mittlerweile zu den Top-Regionen Europas zählt.

Zu hören ist „Wir sind ecoplus“ über alle relevanten Podcast-Plattformen wie Apple Podcast, Spotify, Google Podcasts oder Overcast.

DIREKT ZUR PODCAST-HOMEBASE VON „WIR SIND ECOPLUS“

Infos zu Niederösterreichs Wirtschaftsagentur: www.ecoplus.at

WARUM PODCASTS? UND WARUM MIT FRITZ HUTTER?

New Deal mit SportPass Austria

Seit kurzem darf ich meine journalistische Erfahrung und mein Netzwerk als Consulting Editor bei einem der spannendsten Medienprojekte der letzten Jahre einbringen. SportPass Austria bietet jenen Sportarten eine multimediale Digital-Plattform, welche außerhalb der globalen Konzentration auf einige wenige Disziplinen mit teils milliardenschweren TV- und Sponsoring-Deals stehen. Zuletzt war man bei den fulminanten Sport Austria Finals 2022 in Graz im Großeinsatz.

Und wos is mei Leistung? Ich mach‘ mich für SportPass auf die Suche nach coolen Stories und Menschen aus der Vielfalt des heimischen Sports, bringe Leut‘ zusammen und kreiere Beiträge.

Schaut Euch das doch bitte an! Hier geht’s zur Plattform >

SPORTPASS AUSTRIA

Watch out:

KLICK ZUM VIDEO: SPORTPASS GIMME 5 MIT RADSTAR RENE HASELBACHER

KLICK ZUM VIDEO: SPORTPASS GIMME 5 MIT TURNSPRINGERIN ANJA RICHTER & TOCHTER HELENE

KLICK ZUM VIDEO: SPORTPASS GIMME 5 MIT DEN WAKEBOARD-ASSEN MARIELLA FLEMME & MELANIE FRAUNSCHIEL

Vizestaatsmeisterin Melanie (li.) & Staatsmeisterin Mariella

KLICK ZUM VIDEO: ÖTV-BUNDESLIGA-PREVIEW MIT JÜRGEN MELZER

Mit ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer und SportPass-Geschäftsführer Rainer Rößlhuber

100 Jahre Landesskiverband OÖ – das Jubiläumsmagazin

Im Auftrag von Landesskiverband OÖ-Generalsekretär Markus Gattinger und PR & Media-Mastermind Christoph Malzer durfte ich einen Teil der legendären SPORTMAGAZIN-Band (Lustig, die FB-Seite gibt‘s immer noch😳) wieder zusammenbringen, und mit Hannes S. Kropik und Martin Obermayr eine journalistische Zeitreise durch 10 Dekaden spektakuläre Sportgeschichte tun. Danke vielmals für die großartige Zusammenarbeit! Und alles Gute zum 100er!

HIER GEHT’S ZUR ONLINE-VERSION DES JUBEL-MAGAZINS

Like a Rolling Stone

Als quicklebendiger Jimi Hendrix des Rennrollstuhlsports zieht Thomas Geierspichler als mächtige Lokomotive unsere Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse von Menschen mit Handicaps und schiebt gleichzeitig deren Motivation an, aus Visionen ein gutes Leben zu formen. Im großen Interview spricht der Salzburger über sein extremes Programm, Schummler im Paralympics-Feld, den Wunsch zu gehen oder auch über die Einsamkeit als wirksamsten Trainingspartner.  

Interview: Fritz Hutter (www.fritzhutter.com)

Diese Story ist zuerst im Running- und Laufsportmagazin „Keep on RunInc“ erschienen und im RunInc-Store am Wiener Salzgries erhältlich. Infos: www.runinc.at

Thomas, wie hat das post-paralympische Wintertraining eines der besten Rennrollstuhlfahrer aller Zeiten ausgeschaut? Mehr Keks und Krapfen oder doch wieder zahllose Trainingskilometer?

Ein paar Kekserl und Krapfen und das eine oder andere Regenerationsseidel gehen sich im Winter natürlich aus. Aber von einer ruhigen Zeit kann keine Rede sein, weil du im Winter ja die Basis für die neue Saison legst. Nach den Paralympics habe ich praktisch keine Pause gemacht, sondern sofort und noch mit dem Renn-Feeling und in Topform meinen brandneuen Carbon-Rollstuhl von Invacare getestet, um im Winter das Materialthema aus dem Kopf zu haben und zu wissen, dass alles passt. Ja, und dann habe ich eigentlich gleich weitertrainiert, weil es mit grad so getaugt hat. 

Hast du Winterreifen am Rolli oder fährst Du in der kalten Jahreszeit ausschließlich auf der Walze?

Nachdem es im Herbst mit Trainingslagern im Ausland doch wieder komplizierter war, habe ich trockenes Wetter daheim so intensiv wie möglich ausgenutzt, dazu viel Krafttraining gemacht. Und natürlich viele, viele Einheiten auf der Walze. Die steht bei mir daheim im Vorraum und ist ein mittlerweile ganz schön betagtes, aber immer noch irgendwie cooles Trumm aus massivem Eisen. 50 Kilo schwer und 80 Zentimeter breit, damit mein Rennrollstuhl mit 60 Zentimetern Spurbreite gut draufpasst.

Cooles Trumm hin oder her, klingt trotzdem so, als ob auch du deutlich lieber draußen unterwegs wärst.

Absolut! Grad in der letzten Zeit kommt in mir immer stärker etwas zurück, womit ich ja eigentlich angefangen habe, und was mir durch die Streichung der längeren Strecken bei Rennrollstuhlrennen ein bisserl vergangen ist: die Vision Marathon! Ich will wieder öfter zurück auf die Straße! Das Feeling ist einzigartig, schon allein diese ganz spezielle Atmosphäre in der Früh, wenn alle dem Start entgegenfiebern. Deshalb bin ich wieder verstärkt auf der Suche nach Laufevents, wo ich etwa im Rahmen von Integrationsläufen starten kann. Demnächst darf ich meinen „alten ´Diesel“ bei einem Halbmarathon in Norditalien durchputzen (lacht)! Und vielleicht ist heuer auch wieder im Rahmen des Salzburg-Marathons was möglich.

Wie schaut Dein Trainingsprogramm für derartige Saisonhöhepunkte konkret aus?

Viermal in der Woche trainiere ich zweimal am Tag und zweimal pro Woche einmal. Die Umfänge sind oft brutal, der größte Teil ist Grundlagenausdauer. Dabei versuche ich, mein Programm konstant, ja fast stoisch durchzuziehen und vertraue darauf, dass mit der Zeit die körperliche Anpassung stattfindet. Es geht ungebrochen darum, das Niveau immer weiter nach oben zu schrauben und mit verhältnismäßig weniger Puls immer noch mehr Leistung auf die Bahn bringen. Und deshalb ist mir die Laktatmessung so wichtig, weil es essenziell ist, zu wissen, wann ich meine Energiespeicher wie weit ausschöpfen darf. Wenn ich schon soviel Zeit ins Training investiere, dann soll es so effektiv wie möglich sein.

Und das Krafttraining?

Dabei geht’s vor allem darum, den Impact beim Antauchen zu erhöhen. 90 bis 120 Mal pro Minute stoße ich meinen Rollstuhl an, und jeder Stoß soll natürlich so effektiv wie möglich sein.

Wo am asphaltierten Teil Salzburgs rund um den heimatlichen Reschberger Hof in Anif schraubst Du bevorzugt an Deinem Niveau?

Mein Hauptrunde ist ca. 14 Kilometer lang und führt von Anif über Niederalm und die Königseeache Richtung Rif, St. Leonhard, Grödig, Hellbrunn und wieder heim nach Anif. Die fahre ich bei längeren Trainings am Vormittag dreimal und am Nachmittag zweimal. Wichtig ist für mich, dass es Runden sind, die mich nicht zu weit von zu Hause wegführen. Habe ich nämlich einen Patschen, dann kann ich den nicht wirklich selber reparieren, sondern bin darauf angewiesen, dass mich jemand schnell abholen kann. Dazu kommen viele Intervalleinheiten im Olympiazentrum Rif, aber auch auf einem ruhigen Radweg entlang der Salzach. Draußen fahre ich möglichst alles auf Asphalt und auch ein Stückerl auf der Bundesstraße – tatsächlich ist das nicht ganz ungefährlich, aber mittlerweile kennen mich die Leut’ sehr gut und in all den Jahren hat es maximal zwei, drei knappere Situationen gegeben. 

Übrigens: Tom zählt in seiner Behinderungsklasse auch zu Österreichs besten Tennisspielern! Ob der Wechsel auf den Court zur Vision für die Paralympics 2028 reift, wird sich zeigen. Bis dahin wird moderat trainiert. Etwa mit Autor Fritz Hutter.

Apropos: Vor Deinem Autounfall als Beifahrer am 4. April 1994 hast Du Fußball gespielt, warst du da eher der Trickser und Zangler oder schon damals ein Kilometerfresser?

Eigentlich war ich der typische Verteidiger. Einer, der sich in seinen Gegenspieler verbissen und ihn, wenn nötig, umgehackt hat – auf diesem Wege möchte ich mich nachträglich bei allen entschuldigen, die ich damals gelegt habe (lacht)! Irgendwann sind sie beim USK Anif aber dann draufgekommen, dass ich brutal gut und weit schießen konnte, und deshalb wurde ich ins Mittelfeld gestellt.

Nachdem klar war, dass Du querschnittgelähmt bist, hast Du drei Jahre nach Wegen zum Weitermachen gesucht und heftige Depressionen übernahmen das Kommando. Zu Silvester 1997 kam plötzlich das Umdenken weg vom gewaltsamen Vergessenwollen – auch mit Alkohol und Drogenexperimenten. Wie haben sich deine Seele aber auch dein Körper danach angefühlt?

Nachdem ich damals in dieser Silvesternacht damit aufgehört habe, mich „abzutöten“, weil ich schlicht nicht in diesem behinderten Körper leben wollte, und mir endlich wieder gestattet habe, mich selber spüren, ist sofort eine unheimliche Energie in mir hochgestiegen und ich habe mich großartig gefühlt. Noch war aber die Vision nicht da, was ich mit dieser Energie anstellen soll, und so habe ich begonnen, viel zu trainieren – Liegestütze und so weiter – durchaus mit dem Hintergedanken, vielleicht doch wieder gehen zu können. 

Wie ist es Dir gelungen, dich eben wieder zu spüren?

Heute nenne ich auch in meinen Vorträgen die drei nötigen Punkte dafür: reflektieren, analysieren, realisieren. Also stehenbleiben, umdrehen und schauen, wovor ich davongelaufen bin, feststellen, dass ich querschnittgelähmt bin und diesen Umstand für mich selber realisieren. Letzteres statt des von vielen ja empfohlenen Akzeptierens, weil das ja auch „gutheißen“ bedeuten würde. Aber ich muss nicht gutheißen, dass ich gelähmt bin! Ich mag es bis heute nicht und möcht’ noch immer lieber gehen können, aber ich kann es bis dato nicht ändern. Durch diesen Prozess des Realisierens ist es mir gelungen, den immer schwerer werdenden „Rucksack“ abzulegen, mich aufzurichten und auf Basis einer neuen und authentischen Wahrhaftigkeit wieder offen für neue Möglichkeiten zu sein. Es ist wie bei einem Navigationssystem: Du kannst Dich erst auf die Reise zu einem Ziel begeben, wenn der Satellit deinen Standort bestimmt hat. Erst, wenn du den kennst, kannst du die Route festlegen. Ansonsten fährst völlig für die Würscht im Kreis herum.

Eine der neuen Möglichkeiten war der Spitzensport.

Ich habe immer auf ein Zeichen gewartet. Und dann ist bei der Olympia-Abfahrt in Nagano der legendäre Sturz vom Hermann Maier passiert. So wie es ihn damals dort reingesteckt hat, hab’ ich geglaubt, der ist hin, aber drei Tage später ist er Olympiasieger im Super-G geworden. Und da hat es mir Tränen rausgedrückt und eine unheimliche Gänsehaut aufgezogen, und plötzlich habe ich gedacht, Scheiße, ich will als Sportler zu Olympia und die Bundeshymne hören! Davor habe ich immer geglaubt, Gott kommt irgendwie aus dem brennenden Busch und sagt mir, das ist Dein neuer Weg und dafür musst du das und das tun. Aber nein, er gibt dir ganz tief ins Herz einen Wunsch hinein, und wenn du dann spürst, dass du genau das tust, was dir diesen Wunsch erfüllt, dann sprudeln die Endorphine, und Geist und Körper gehen eine perfekte Symbiose ein. Wie wenn der Jimi Hendrix Gitarre spielt!  

Oder wenn der Tommy Geierspichler Rennrollstuhl fährt. Bald nach Nagano 1998 bist du eher zufällig in Kontakt mit deinem Sport gekommen. Bei aller Vision & Mission: Wie schwer oder leicht waren die ersten Kilometer?

Komischerweise ist es mir von Anfang an leicht gefallen. Ich wollte sofort meine Grenze kennenlernen und drüber gehen, um die nächste Grenze zu finden und zu überschreiten. Klar war es anstrengend, aber für mich war es ein mentales Spiel, meine Limits durch meinen Glauben immer wieder neu auszuloten. Es war, als wenn jede einzelne Zelle meines Körpers auf diesen Ausbruch gewartet hätte. Damals wie heute erzeugen Visionen und innere Bilder bei mir Emotionen, die mich immer weiterbringen. Es ist wie in den Geschichten vom völlig ausgezehrten Kriegsgefangenen in Sibirien, der durch einen Blick auf ein vergilbtes Foto von Frau und Kind Kraft für einen Gewaltmarsch heim bis nach Österreich schöpfen konnte. 

Welche Intention stand am Anfang: Rollstuhl-Jogging oder doch gleich die Goldmedaille?

Gute Frage! Ganz am Anfang bin ich eine 20-Minuten-Runde gefahren. Irgendwann ist mir bei einem Blick auf meine Uhr aufgefallen, dass ich bei dem einen Bankerl in St. Leonhard genau bei 17 Minuten vorbeigefahren bin, am zweiten Tag wollte ich das in 16 Minuten schaffen. Und so ist das dann spielerisch immer weiter gegangen.

Über die vielen gemeinsamen Jahre im österreichischen Sport ist aus einer reinen Arbeitsbeziehung eine ganz spezielle Freundschaft geworden. Thomas hat mir und auch meiner kleinen Familie so einiges bei- und nähergebracht. Danke, Champ!

Viele Läuferinnen und Läufer suchen grad am Anfang Motivation in gemeinsamen Läufen in der Gruppe. Dürft im Rollstuhlsport schwieriger sein. Ein Problem für Dich?

Ich habe schon immer die meiste Zeit alleine trainiert und es macht mir bis heute gar nichts aus. Ganz im Gegenteil, ich will mich ja mit mir selber beschäftigen und mich körperlich spüren. Ehrlich gesagt verstehe ich die Leute nicht, die zur Motivation fürs Training immer eine Gruppe brauchen. Da muss ich doch meine Motive und Ziele hinterfragen, wenn es mir alleine so schwer fällt! Aber klar macht es auch mir Spaß, mich ab und zu im Training mit anderen zu batteln und nachher auf ein Tratscherl zusammenzusitzen. Trotzdem, wenn du im Sport erfolgreich sein willst, dann musst du sehr, sehr gut mit dir selbst umgehen können.

Nicht alle, die Deine großen Erfolge mitbekommen haben, wissen auch, dass Du Tetraplegiker bist, also auch Deine Rumpfmuskulatur und Deine Arme und Hände beeinträchtig sind. Das ist wohl eine zusätzliche Herausforderung.

Absolut! Aber am stärksten wirkt sich aus, dass ich durch die Lähmungen vom Hals abwärts ein deutlich geringeres Lungenvolumen als ein „normaler“ Querschnittler habe, und dass auch mein vegetatives Nervensystem anders funktioniert. Ich bringe deshalb einen viel niedrigeren Maximalpuls zusammen, 140 ungefähr, was natürlich die Grundausdauer extrem beeinflusst. Und das wurde und wird bei den Klassenzusammenlegungen der letzten Jahre nicht berücksichtigt.

Das heißt, wenn du heute Medaillen gewinnen willst, musst du an Gegnern mit voll funktionstüchtiger Bauch-, Rücken- und Armmuskulatur und einem doppelt so großen Lungenvolumen vorbei?

Genau, 2004 wurde die Klasse der Querschnittgelähmten um Leute erweitert, die an irgendwelchen Krankheiten leiden oder mit Amputationen leben. Manche meiner heutigen Gegner können sogar gehen. Ab und zu werden mittlerweile falsch eingestufte oder eben auch der eine oder andere „Schummler“ wieder wegklassifiziert, zuletzt wurde etwa ein Japaner nach 17 Jahren endlich gestrichen. Eh gut, aber das Problem ist, dass die Bestzeiten und Resultate der „Fake-Fahrer“ stehen bleiben, was sich wieder auf Ranglisten, Quotenplätze und letztlich Förderungen auswirkt.

2016 in Rio waren durch eine Viruserkrankung Deine „Seuchenspiele“. Ein Finale verpasst, den Rest schwer enttäuscht absagen müssen. 2021, in Tokio bist du dann über die 1500 m Vierter geworden und hast das Resultat gefeiert wie eine Medaille. Was bitte war für dich erfolgsverwöhnten Medaillenhamster so cool an Paralympics-Blech?

Ich kann dir nur sagen, dass mich damals irgendeine innere Stimme hat glücklich sein lassen, und ich kann Gott nur dankbar dafür sein, dass ich nicht verbittert war! Ich hab’ das überhaupt nicht hinterfragt, sondern nur gedacht, warum soll ich es nicht rauslassen, wenn ich zufrieden und dankbar bin. Letztlich geht es doch immer nur ums subjektive Empfinden.

Dass die drei vor dir eigentlich nicht in deine Behinderungsklasse gehört hätten, war dir in dem Fall egal?

Das habe ich in dem Moment beiseite geschoben. Jeder hat eindeutig gesehen, dass das keine Tetras sind. Ich bin Saisonbestleistung gefahren und hab’ dabei neuerlich den einen Mexikaner geschlagen. Der ist übrigens auch kein Tetraplegiker, sondern beinamputiert. Der Zielsprint gegen ihn war für mich wie der Kampf um Gold, den ich unbedingt gewinnen wollte. Danach war ich voll aufgedreht und ich konnte nicht anders als mich aus ganzem Herzen freuen. Als Tetra ist an diesem Tag einfach nicht mehr gegangen!

Neben der Klassifizierung ist im Parasport längst auch Doping ein Thema. Zusätzlich zum Medikamentenmissbrauch hört man immer wieder, dass eine praktisch nicht nachweisbare Methode angewandt wird, das sogenannte Boosting nämlich. Was hat es damit auf sich?

Es geht darum, künstlich den Blutdruck zu steigern, um eine höhere Pulsfrequenz erreichen zu können. Ich habe gehört, dass das manche mit gezielt getimtem Urinieren schaffen. Wenn man pinkelt, steigt der systolische Wert (Anm.: Blutdruck bei der Herzkontraktion) und mehr sauerstoffreiches Blut gelangt ins System. Davon kann man allerdings einen wirklich gefährlichen Nierenstau davontragen. Andere wiederum fügen sich an unempfindlichen Körperstellen kleine Verletzungen zu, was den Adrenalinspiegel hochjagt, somit die Energiereserven im Körper mobilisiert und die Leistungsbereitschaft erhöht. Für mich wäre das übrigens nix. Wenn ich mich verletzte, kommt es nämlich zu Spasmen und es „verzieht“ mich komplett. Ich muss im wahrsten Sinne des Wortes locker sein.

Gar nicht locker klingt Dein sportliches Spektrum. Du bist ja von 400 m bis zum Marathon Weltklasse. Nur zur Illustration, bei den Paralympics 2004 in Athen hast Du neben Deinem Sieg über die 1500 m auch Medaillen über 400, 800, 5000 m und eben beim Marathon gemacht. Selbst für kenianische Wunderläufer undenkbar. Wie geht das?

Zunächst muss man sagen, dass Rollstuhlfahren schon etwas ganz anderes als Laufen ist, weil keine Stöße auf Deinen Körper wirken. Aber natürlich macht es einen Unterschied, ob du nur 400 m fährst oder auch die langen Strecken. Aber nachdem ich mit meinem langjährigen Trainer Walter Gfrerer, der mich bis heute berät, von Anfang an immer viel Grundlagenausdauer gemacht habe, bin ich wohl der lebende Beweis, dass diese selbst über kürzere Distanzen einen sehr positiven Effekt haben kann. Insgesamt geht es darum, dass du nicht die Strecke, sondern jene Zeit siehst, die du die Maximalbelastung aushältst. Spannend war es aber jedenfalls, wie ich mich nach der Streichung des Marathons aus dem Paralympics-Programm auf die seit 2004 immer kürzeren und dann immer wieder gewechselten Distanzen „heruntertrainieren“ musste. 

Da hätt’ man als Paralympics-Sieger und -Medaillengewinner und x-facher Welt- und Europameister auch den Hut draufhauen können…

Eh, aber weil ich meinen Sport so liebe und unendlich dankbar dafür bin, habe ich mich entschlossen, die Herausforderungen immer wieder anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Ein bisserl hilft es aber schon, dass ich bereits große Erfolg feiern durfte und auch meine Weltrekorde über den Marathon und die 10.000 m ungebrochen stehen.

Wie lautet Deine Marathon-Bestzeit?

01:40:07 Stunden, aufgestellt bei meinem Paralympics-Sieg in Peking 2008 in einem mörderischen Rennen, in dem wir uns zu fünft vernichtet haben und ich meinen eigenen Weltrekord um mehr als drei Minuten verbessern konnte.

Auch wenn Rollen und Laufen also nicht wirklich vergleichbar sind, schaust du dir eigentlich auch Laufwettbewerbe an?

Sogar sehr gern! Ich kenn zwar kaum die Leut’, aber ich schau’ mir alles an, auch Langlaufen und speziell natürlich die Marathons! Es ist für mich so unvorstellbar, dass man über zwei Stunden lang mit mehr als 20 Stundenkilometer unterwegs sein kann – da zieht’s mir gleich die Ganslhaut auf!

Wie geht es Dir da beim Zuschauen seelisch?

Naja, wenn ich zum Beispiel bei einem Langlauf-Wettkampf zuschaue, dann denk’ ich mir eigentlich nur, wie unfassbar faszinierend und ästhetisch diese Sportart ist. Das sehe ich dann ganz von Sportler zu Sportler. Aber klar beschäftigt mich meine Querschnittslähmung immer wieder. Meisten sind es aber eher pragmatische als wehmütige Gedanken, die sich oft etwa darum drehen, wie ich wohin mit dem Rollstuhl komme.

Du hast einmal gesagt, alles dafür geben zu wollen, um wieder gehen zu können. Jetzt sammelt etwa der Wings for Life-Run am 8. Mai wieder Gelder für Forschungsprojekte zur Heilung von Querschnittlähmung. Wie schätzt Du die Entwicklung in diesem Bereich ein?

Grundsätzlich gebe ich mich gerne dafür her, wenn man weiter die Aufmerksamkeit und Sensibilität für etwas verstärken kann, das rundherum positiv ist und vielen Menschen Hoffnung gibt. Was ich so höre, gibt es durchaus vielversprechende Ansätze und sollte es irgendwann etwas geben, erfahren wir es wohl relativ bald. Eins hingegen weiß ich schon jetzt sicher: Selbst, wenn ich nicht wieder werd’ gehen können, sterbe ich einmal als glücklicher Mensch!

Jetzt bist Du 45 und trainierst für deine siebenten Paralympics, 2024 in Paris. Wirst Du mit 50 dann auch noch Rennrollstuhlfahrer sein oder nur mehr Buchautor („Mit Rückgrat zurück ins Leben“), Vortragender in Sachen Motivation und Vermieter wirklich Gästeappartements in Anif?

Keine Ahnung! Ich hab’ immer gesagt, ich höre auf meine innere Stimme. Und wenn die sich meldet und sagt, so, jetzt ist etwas anderes dran, dann gehe ich diesen Weg. Aber solang sich diese Stimme nicht meldet, dann gibt es keinen Grund aufzuhören. Das mache ich erst, wenn es etwas in meinem Leben geben sollte, das wichtiger und größer ist. Aber eins noch zu Paris 2024. Erst einmal muss ich mich sowieso erst qualifizieren. Und das wird ja bekanntlich schwieriger und schwieriger…

Alle Infos zu Thomas Geierspichler, sein spannendes Buch, seine stylischen Appartements & seine packenden Vorträge gibt’s auf www.geierspichler.com

Vorteil im goldenen Käfig 

Im spanischsprachigen Teil der Welt ist der Padel-Sport längst zur Massenbewegung gereift. Mittlerweile schießen die In- und Outdoor-Courts fürs so variantenreiche „Miniatur-Tennis“ aber auch aus dem österreichischen Boden wie die Schwammerln, und immer mehr Landsleut’ begeben sich zum Schwitzen hinter Glas. Ein Erklärungsversuch von Fritz Hutter.

Robert ist 55, wirkt aber jünger. Privat ganz liebevoller Familienvater, respektiert man den Top-Manager beruflich als smart aber hart. Beim Tennis – lange Zeit Robert’s einziges Hobby – ist er speziell im Wiener Speckgürtel als ehrgeiziger, ja verbissener Sandplatz-Wühler a’la Thomas Muster nachgerade gefürchtet. Von für die Gegnerschaft unerträglicher Leichtigkeit in der Beinarbeit oder gar sprühendem Spielwitz weiß allerdings nur ein noch recht überschaubarer und neuer Sportfreundeskreis um den Linkshänder zu berichten. Jene durchwegs deutlich jüngeren Männer nämlich, mit denen Robert etwa seit Pandemie-Beginn vor zwei Jahren seiner neuen Leidenschaft frönt: dem jetzt auch in Österreich so angesagten Rückschlagspiel Padel. 

In die Welt gesetzt wurde der Padel-Sport einst Ende der 1960er-Jahre vom mexikanischen Geschäftsmann Enrique Corcuera. Inspiriert von den aus Platzgründen kürzer gehaltenen Courts fürs sogenannte Platform Tennis auf amerikanischen Kreuzfahrtschiffen, ließ sich Corcuera daheim im Garten ein durch Mauern und Zäune begrenztes Plätzchen bauen, um sich dort mit Freunden heiße Kleinfeldmatches zu liefern – bewaffnet anfangs noch mit hölzernen, eben Paddel ähnlichen, Prackern (spanisch Padél) und ganz fix begleitet von ein paar Margaritas. 

Schnell Feuer gefangen hatte ein enger Freund des nunmehrigen Padel-Erfinders, Alfonso von Hohenlohe-Langenburg – ja, der verstorbene Papa des „Skiprinzen“ Hubertus Hohenlohe. Prinz Alfonso hielt damals unter anderem die Mexico-Verkaufslizenzen eines großen deutschen Automobilkonzerns, war bestens vernetztes Mitglied des internationalen Jetsets und jener Mann, der mit seiner mondänen Hotel-Anlage „Marbella Club“ getrost als Begründer des Luxustourismus an der spanischen Costa del Sol bezeichnet werden darf. Und genau mit dorthin nahm er die Idee „Padel“, baute im Marbella Club zum Gaudium seiner illustren Gäste mehrere Plätze und lud internationale Stars aus Society und Sport zu unterhaltsamen Schaukämpfen. Gematcht haben sich zu dieser Zeit unter vielen anderen Celebs wie Spaniens in den Roaring-Sixties abgöttisch angehimmeltes Tennis-Idol Manuel Santana oder auch die in ihrer Heimat semi-religiös verehrten Mitglieder des argentinischen Polo-Nationalteams. Allesamt infizierten sie sich in Marbella mit dem Padel-Virus. Wieder daheim entfachten sie regelrechte Hotspots. 

Allein in Spanien spielen heute über fünf Millionen Menschen regelmäßig Padel, in Lateinamerika wiederum stöhnen die nationalen Tennisverbände über eine dramatische Abwanderungswellen zum Padel und ums Jahr 2014 kam Padel dann auch nach Österreich – und das, um zu bleiben. 

Deutlich mehr als 10.000 SpielerInnen hetzen hierzulande mittlerweile in allen neun Bundesländern mit maximal 46 Zentimeter langen und um die 300 Gramm schweren Kunststoffschlägern hinter weichen Filzbällen her über die heute publikumsfreundlich durch Glaswände begrenzten und vielfach wetterfesten  20 x 10-m-Courts. Tendenz steigend. Und das wohl eben auch wegen der skizzierten technischen Parameter, welche den „neuen“ Racketsport für die breite Masse verhältnismäßig schneller erlernbar machen, als etwa traditionelles Tennis.

Wobei wir wieder beim Robert sind. Der hat als insgesamt sehr sportlicher, aber technisch eher semi-brillanter Tenniscrack ungelogen üppige Startvorteile in Sachen Auge-Hand-Racket-Koordination und Antizipation der Ballflugkurven. Durch die langsamer anfliegenden Filzkugeln, das kleinere und immer mit einem Doppelpartner geteilte Spielfeld, sowie die deutlich seltener auftretende Gefahr von Schlägen ins Out hat Robert einfach mehr Zeit, plötzlich auch mit raffiniert angeschnittenen Bällen, gefühlvollen Stopps oder auch krachend-präzisen Smashes zu glänzen. Dazu darf das Service beim Padel nur von unten und nach vorherigem Aufspringenlassen des Balles übers 92 Zentimeter hohe Netz ins gegenüberliegende Aufschlagfeld bugsiert werden. 

Auch der massiv tennisaffine Autor versucht sich ab und an im Padel-Glashaus. Hier etwa im Union Trendsportzentrum Prater unweit des Happel-Stadions.

Nicht wirklich ein Nachteil für Robert, und speziell natürlich keiner für Sportlerinnen und Sportler, die völlig bar jeder Racketsporterfahrung den goldenen Padel-Käfig entern wollen, um Einheit für Einheit wachsende Spielfreude zu erleben. Dass Letzteres quasi garantiert ist, liegt nicht nur am speziell anfangs einigermaßen gemütlichen Grundtempo des Balles, sondern etwa auch daran, dass das Racket doch um mehr als 20 Zentimeter kürzer ist, als ein Tennisschläger. Ein Umstand, der die ersten Ballkontakte erheblich erleichtert, weil man die Kugel gefühlt mit der naturgemäß eher vertrauten Hand als mit einem sperrigen Fremdkörper streicheln darf. Außerdem spielt die physikalisch korrekte Ausrichtung der Körperachsen beim Ballkontakt und damit die präzise Richtung der Schläge eine deutlich weniger wichtige Rolle. Der Ball kann nach korrektem Aufspringen in der anderen Courtfläche ja nicht ins Aus gehen. Umgekehrt wiederum darf, ja soll man gegnerische Bälle auch noch nach regelkonformem Boden-Glaswand-Kontakt schlagen, was dem Padel-Spiel eine quasi unerschöpfliche taktische Würze verleiht. 

All das ermöglicht selbst völligen Sport-Rookies in kürzester Zeit unterhaltsame Matcherfahrung – gezählt wird beim Padel übrigens wie beim Tennis – und damit Motivation für noch mehr freudvolles Bewegen. Außerdem kann die neue Disziplin Resultate zustande bringen, die selbst einer wie Robert die längste Zeit für unmöglich gehalten hätte. So schlug er erst neulich an der Seite eines zuletzt doch etwas wuchtiger gewordenen Ex-Kickers ein Duo, welches von einem österreichischen Tennisprofi angeführt wurde. SportlerInnen-Herz, was willst du mehr?

Infobox:

Aktuell kann Padel auf über 30 Anlagen in ganz Österreich gespielt werden. Leihschläger und -Bälle gibt es in den allermeisten Fällen genauso vorort, wie Kurs- oder Einzelstundenangebote bei mittlerweile gut ausgebildeten Trainerinnen und Trainern. Außerdem hat sich österreichweit zuletzt eine sehr vitale Turnierszene mit Wettbewerben für AnfängerInnen und Fortgeschrittene etabliert. Einen guten Überblick über Standorte etc. gewinnt man zum Beispiel auf dem Internetportal der Austrian Padel Union via www.padeltennis.at

Mein brandneues „Power Podcast Project“

Schon in der Vergangenheit durfte ich für meinen nunmehrigen Podcast-Partner backaldrin International The Kornspitz Company spannende und durchaus vielbeachtete Projekte entwickeln und umsetzen – Stichwort z.B. das legendäre „Mehl-Shooting“ mit drei österreichischen Sportgrößen. Das aktuelle, nämlich die Podcast-Serie namens Kornspitz Geflüster, stellt im zeitlichen Umfeld der vieldiskutierten Winterspiele in Peking österreichische Olympia-Athletinnen und -Athleten, aber etwa auch Vertreterinnen und Vertreter des ÖOC-Partners backaldrin vor. Und das in einem kompakten, temporeichen und humorvollen Akustikformat.

Die Challenge: Die ersten 13 Podcast-Episoden innerhalb von neun Tagen aufnehmen, produzieren & schneiden, betexten, ready zur Veröffentlichung machen und Folge für Folge via Social Media begleiten. Dass dies unter sehr herausfordernden Rahmenbedingungen wie strenger Corona-Maßnahmen inkl. Maskenpflicht für das Olympic Team Austria (aber natürlich auch für mich), Bauarbeiten am Aufnahmeort im Wiener Marriott Hotel und personelle Planänderungen im Minutentakt passieren konnte, war auch Produkt von höchst professioneller Teamarbeit.

Kornspitz Geflüster Folgen 1 bis 15

An dieser Stelle möchte ich mich deshalb ganz herzlich bei Wolfgang Mayer (Mitglied der backaldrin-Unternehmensleitung & Sponsoring-Verantwortlicher), Christoph Sumann (Kornspitz-Sportdirektor), Florian Gosch (ÖOC-Marktingverantwortlicher) und, last but not least, bei Kerstin Schwung aus der backaldrin-Unternehmenskommunikation für deren so tatkräftige Unterstützung bedanken. Ohne Euren kompetenten Support hätt‘ ich noch älter ausgeschaut, was dann selbst für ein klassisches „Radiog’sicht“ bitter wäre. Und dickes Danke selbstverständlich auch an alle GesprächspartnerInnen fürs ausnahmslos sehr pointierte Mittun!!

Denke, mit dem Olympia-Special hat das Kornspitz Geflüster aufgezeigt, wie gut sich Sponsoring, Tools des klassischen Journalismus (irgendwie schon a bissi mein USP in der Podcast-Branche) und neue Medien verzahnen lassen. Deshalb freue ich mich schon wirklich sehr darauf, wenn in Bälde unter dem Hashtag #gemeinsambackenwirdas die Fortsetzung mit Podcast-Episoden zu neuen, spannenden Themen und Menschen aus der tatsächlich weiten Welt von backaldrin The International Kornspitz Company folgt.

Den Podcast Kornspitz Geflüster hören und abonnieren via

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GOOGLE PODCASTS

AMAZON MUSIC

Hier Folge 1 zum direkt Reinhören:

#podcast #kornspitzgefluester #gemeinsambackenwirdas

Ad #Djokovic

Auch wenn offenbar die Turnier-Organisation und die Politik den einen oder anderen Doppelfehler serviert haben, versuche ich jetzt einfach einmal für ein paar Zeilen das in jeder Hinsicht Unvorstellbare und geb‘ den Novak Djokovic. Und das in zwei Spielarten:

1. Wüsst‘ ich fix, dass ich alles mit bestem Wissen und Gewissen, den Regeln für Einreise und Turnierstart konform erledigt hätte, dann könnte man mich in Australien bzw. bei den Aussie Open nun endgültig ein für alle Mal. Selbst, wenn es mir hauptsächlich darum ginge, Nadal und Federer noch zu deren Tennis-Lebzeiten zu überholen und damit sportlich einsame Spitze zu sein. Dürfte man sich halt dann in Paris, London oder New York über einen global zerberichteten Showdown freuen. 

2. Hätt‘ ich in der Position als weltweit bekannter und sozial wie kinderpädagogisch wirksamer Branchen- und Opinion-Leader in Sachen Corona und/oder Einreise eine oder mehrere Linke gedreht, um etwa ja auf den für manche überraschenden Nadal-Start in Melbourne reagieren zu können, dann wären einzelne oder gar alle Vorwürfe berechtigt. Das würde mir genügen, um mich tief bis in den A …norak hinein zu genieren und aus Scham nicht zu starten – selbst wenn man mich auf Basis von hingebogenen Wahrheiten doch ließe.

Fazit: Wurscht, ob am Ende 1. oder 2. oder gar ein mir unbekannntes 3. herauskommt, mitspielen würd‘ ich bei den Australian Open 2022 fix nicht mehr. Aber ich bin ja auch gaaanz eindeutig nicht der Novak Djokovic. Ein Sportler übrigens, dem ich traditionell mit massiver Aufmerksamkeit bei der Arbeit am Tennisplatz zusehe…

Mehr Sport mit mir hört man hier: Am Sportplatz

Austria’s first Role Model

Noch ein Zehnjähriges! 2011 zog Thomas Muster nach einer Niederlage gegen Dominic Thiem dann wirklich den Schlussstrich unters Profitennis. Was in den vielen Jahren davor geschah, sucht nicht nur in den rot-weiß-roten Sport-Annalen seinesgleichen. Ein hartnäckiger Beobachter des Phänomens „Muster“ erinnert sich. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, dafür höchst selektiv.  

Meine sehr persönliche Story über mein „Leben“ mit dem rot-weiß-roten Sport-Phänomen Thomas Muster erschien zuerst im Print-Magazin der Internetplattform www.tennisnet.com. Hier geht’s zum ePaper-Download

„Hast du gesehen, was man mit Links alles anstellen kann“, will an diesem Pfingstsonntag 1984 der Vollbärtige am Fahrersitz von mir wissen. Er, mein erster und einziger Trainer, und ich, damals grad 16, sind auf der Heimfahrt vom idyllischen Gars am Kamp. Das Wunderärmchen, von dem der väterliche Freund mir Nordwaldviertler Nachwuchshoffnung vorschwärmt, hat sich kurz zuvor beim legendären Garser Pfingstturnier mit rasantem Schwung um einen gachblonden Steirerbuam gewickelt. Die konstante Power und die verrückte Drehzahl in den Topspins des Teenagers beeindruckt damals aber nicht nur uns Landeier. Bei den Matches des blutjungen Thomas Muster hängen in die Jahre gekommene Weltstars wie Balazs Taroczy, Heinz Günthardt oder Pavel Slozil genauso staunend am Zaun, wie die Austro-Elite um Hans Kary, Peter Feigl oder Hans-Peter Kandler. Allen zusammen ist klar, dass das 17-jährige Hendl im ballonseidenen Trainingsanzug deutlich mehr zu bieten hat, als sein beängstigendes Stöhnen.

Unmittelbar nach diesem Auftritt in jenem Ort, dem er nur fünf Jahre später als heftig therapierender Sitztennisspieler zu weltweiter Bekanntheit verhelfen wird, geht es dann dahin mit Thomas Muster. Und ich bleib’ fasziniert dran am eineinhalb Jahre älteren. Über das anfangs noch Kleingedruckte in der elterlichen Abozeitung und immer häufigeren Kurzsportmeldungen im TV krieg ich ihn zunächst nur medial mit. Sein Daviscup-Debüt mit dem ersten von insgesamt 36 Einzelsiegen zum 5:0 über Norwegen, erfolgreiche Debüts bei den ATP-Heimturnieren von Kitz und Wien oder den Sprung unter die Top-100 mit 18. Dann, 1986, den ersten Titel auf der großen ATP-Tour am Sand von Hilversum, wo der Leibnitzer Linkshänder im Best-of-Five-Finale dem Schweizer Jakob Hlasek nicht den Funken einer Chance lässt.  

Aber blanke Daten und Fakten, etwa auch zu 43 weiteren Turniersiegen, lassen sich heut’ easy googeln. Und Bilder, wie jene vom denkwürdigen Daviscup-Halbfinale gegen die USA 1990 im Happel-Stadion, kann man nach wenigen Maus-Klicks gemütlich daheim im Patschenkino nachschauen. Meine Wenigkeit darf als Sportjournalist aber zusätzlich in beruflichen Erinnerungen kramen. Vielleicht wollen Sie ja mitstöbern, um Ihr eigenes Bild von einem der weltweit bekanntesten, lebenden Österreicher noch um’s eine oder andere Mosaiksteinchen zu ergänzen.    

Zum Auftakt kommt mir ein wochenlang eingefädeltes Telefoninterview für Österreichs legendäres Jugendmagazin Rennbahn-Express im Sommer 1993 in den Sinn. Nur Tage nach einer weiteren Wimbledon-Niederlage jenes Mannes, der auf Sand und Hartplatz längst zu den absoluten Weltstars zählt, gibt Manager Ronnie Leitgeb endlich den Hörer an Thomas Muster weiter. Schon das allein war ein Erfolg. Nach dem so fatalen Unfall von Key Biscayne und dem sensationellen Comeback nur fünf Monate später erhob Leitgeb nämlich eine höchst selektive Medienauswahl gefühlt zum Stilmittel der Mythenbildung. Was dann folgt, ist mein fix allerkürzestes Interview. Erste Frage: „Was ist der Grund dafür, dass du noch immer kein einziges Match auf Rasen gewonnen hast?“ Antwort: „Und ich hab geglaubt, du verstehst zumindest ein bisserl was vom Tennis.“ Danach tuut, tuut, tuut und aus – der trockene Return eines Mannes, dem es bis heute gelingt, sich für Prioritäten aufzusparen. 

Wenige Monate später nimmt sich Thomas Muster dann trotzdem Zeit, sich von mir in einer Wiener Hotel-Suite den „Goldenen Pinguin“, quasi der Rennbahn-Express-Oskar für den beliebtesten Sportler im Land, überreichen zu lassen. 

Der junge Thomas Muster und der noch jüngere, aber an diesem Aschermittwoch 1995 so alt aussehende Fritz Hutter bei der Übergabe des Goldenen Pinguins powered bei Rennbahn-Express

Speziell lässig dann auch zwei weitere von bis heute zahlreichen Arbeitsgesprächen mit jenem Mann, der im Frühjahr 1996, nicht ganz ein Jahr nach seinem Grand-Slam-Triumph in Paris, für sechs Wochen als Nummer 1 der Tenniswelt regierte. Die hier nun erwähnten Interviews wurden nach dem damals nicht erklärten Rücktritt 1999 geführt. 

Zum ersten großen Frage-Antwortspiel für das Sportmagazin nach Ende von Musters erster, in Australien geführter Ehe brettert der Steiermarkheimkehrer in Rekordzeit aus Graz nach Wien – unvergessen der selbst nach zwei Stunden Gespräch noch knisternde 500-PS-Bolide draußen vorm Cafe Landtmann. Unsere Themen: das bald danach angenommene  Job-Angebot als Daviscup-Captain, Thomas Musters Anfänge als Unternehmer oder die verrückte Nacht nach seinem bis dahin letzten Profimatch, der Niederlage gegen Nicolas Lapentti in Roland Garros 1999.

Noch entspannter verläuft Jahre später die „Gegeneinladung“ zu Musters Lieblingswirten im südsteirischen Leibnitz. Dort schwadroniert dann ein gereifter Mitvierziger über die Gründe seines temporären Comebacks, welches er auch als Feldstudie zum angeblichen Tempo im modernen Tennis („Früher war es schneller.“) verstanden wissen will. Er spricht über seine, durch Futterneid getrübte Begeisterung für den Weinbau, seinen Zustand zu allem Digitalen oder auch die ideenfeindliche Bürokratie in Österreichs Politik und Sport. Und er lässt sich erstmals mit Sehhilfe aus „Tom’s“-Brillenkollektion ablichten.

Selbst mit verbundenen Augen hätte sich Thomas Muster mit mir auf ein und denselben Tennisplatz stellen können. Etwa beim Pro-Am-Event im Rahmen der Erste Bank Open, wo ich selbst noch 2018 in gutmütig vorgetragenen Schlägen dieses gewisse Extra an Vorwärtsdrall zu spüren bekomme, oder bei einem einst zusammen mit Tennisnet-Boss Alex Antonitsch organisierten Racket-Test. Dabei drückt mir Muster zum Vergleich das Werkzeug aus seiner Hochzeit ins Pratzerl: über 370 Gramm schwer, bespannt mit an die 40 Kilopond und einem megadicken und am unteren Ende mit einem mächtigen Knauf getunten Griff. Immerhin, beim bereits sechsten Schlag gelingt es mir die Kugel damit übers Netz zu wuchten.

Doch ein Stück weit spektakulärer ist jene Bilanz, die sich der Sohn von Inge und Heinz Muster mit dem erwähnten Schlagzeug erkämpft hat. Von vielen seiner 898 erfassten Profimatches hüte ich höchst vitale Eindrücke, bei nicht wenigen war ich live dabei. Etwa bei sämtlichen Daviscup-Heimspielen ab 1988 inklusive des Thrillers gegen Deutschlands Michael Stich in Unterpremstätten im März 1994 oder vier Jahre davor eben im Happel-Oval. Klar vor mir habe ich Musters Finalsiege in Kitzbühel 1993 und in St. Pölten 1994 und 1995. Genau wie die Niederlage im von Kotzen & Krämpfen geprägten Stadthallen-Endgame gegen den ein Jahr jüngeren Horst Skoff im Jahr 1988. Und selbstverständlich ist mir das gegen Michael Chang letztlich glatt gewonnene Paris-Finale 1995 präsent – selbst wenn ich dieses zunächst nur bruchstückartig in den Wechselpausen einer Meisterschaftspartie irgendwo in Niederösterreich auf einem an den Zaun gerückten Portable-Fernseher verfolgen konnte. 

Das für mich beeindruckendste Muster-Match aller Zeiten steigt aber im Herbst dieses Mega-Jahres 1995 mit satten 12 Titeln auf ultraschnellem Teppich im deutschen Essen. Im Semifinale erledigt Thomas Muster dort das damalige Maß aller Dinge, den bereits siebenfachen Major-Sieger Pete Sampras, in zwei Sätzen. Eine Partie, die nicht nur mich staunend zurücklässt. Vor allem, weil der gefürchtete Kämpfer Dinge blank zieht, die nur ganz wenige im Werkzeugkoffer eines Mannes vermutet hätten, den man in Frankreich „Le Bûcheron de Leibnitz“, den „Holzfäller aus Leibnitz“ nennt. Nämlich wohldosierte Return-Chips auf Sampras’ Aufschlagraketen, gefühlvoll abgeschlossene Netzattacken und sensationelle Passing-Shots auch von der Rückhand. 

An diesem Abend setzte Thomas Muster ein weiteres Zeichen und zeigte der Tenniswelt, was er tatsächlich alles mit Links anstellen konnte …

PS: Ich persönlich habe Thomas Muster immer vor allem für seine Art respektiert, Ziele zu definieren, diese dann mit aller Konsequenz anzustreben und letztlich auch zu erreichen. Wäre cool, wenn der heute erst 53-Jährige dieses Odeur doch wieder auf einem Tennisplatz verströmen wollte – idealerweise auf einem mit jungen ÖsterreicherInnen drauf. 

Ganz in Weiß

Sie lieben Erdbeeren, Pimm’s und gepflegtes Rasentennis dazu, wollen aber nicht über den Ärmelkanal? No problem, dann reisen Sie im kommenden Sommer doch ins Waldviertel, zum möglicherweise lässigsten Amateurturnier des Landes, den „All Gmünd Lawn Classics“.

Die folgende Story von Fritz Hutter erschien zuerst im Dezember im Tennis-Jahrbuch der Tageszeitung Kurier. Actionfotos von Peter Haberleitner

Es gibt Turniere und Turniere. Solche etwa, wo sich Freizeitcracks aller Niveaus die Filzkugel häufig mit teils massig Ehrgeiz und zwecks Politur des eigenen Spielstärkengrads – Stichwort ITN – um die Ohren hauen. Oder jene, wo es um die begehrten Punkte für die ÖTV-Rankings in den diversen Altersklassen geht. Und dann gibt es aber auch die bereits vor ihrer achten Auflage im vergangenen August legendären „All Gmünd Lawn Classics“ der  101 Jahre alten 1. Sportvereinigung Gmünd im nördlichen Waldviertel. Beim als Doppel-Event nach einem ausgeklügelten Modus-Mix aus Gruppen- und K.o.-Phase durchgezogenen Turnierformat wird, wie schon der Name sagt, tatsächlich auf Gras gespielt. Genauer gesagt auf vier bis sechs liebevoll gezupften, gewalzten und stilecht mit Kalk linierten Rasenplätzen.

Durch die vor Jahren exekutierte Fusion der einst zwei Gmünder Fußballvereine wurde der Platz der SVg.-Kicker nicht mehr gebraucht und dadurch für die anliegende Tennis-Sektion zusätzlicher Spielraum frei – und eben Platz für das wahrscheinlich außergewöhnlichste Tennisturnier im rot-weiß-roten Freizeitsport. Wobei, was heißt Freizeit, tummeln sich im auf 36 Paare limitierten Starterfeld (Anm.: 2020 waren es Corona bedingt nur 24) doch auch ehemalige Einzel- und Mannschaftsstaatsmeister*innen, Topspieler*innen und Ex-Profis wie etwa Petra Russegger, Andi Buchwald oder Andreas Rechberger. Selbst die vormalige Nummer 27 im WTA-Ranking, die Tirolerin Sylvia Plischke, zählt seit Jahren zu den Stammgästen. Nur einen Kickaufschlag von der tschechischen Grenze entfernt, matcht sie sich bevorzugt barfuß mit durchwegs spielstarken Local Heros genau wie beispielsweise mit der mit Abstand besten U12-Spielerin Österreichs, der Lienzerin Lilli Tagger (Foto unten).

Wie alle anderen Lawn-Classic-Starter*innen schlüpft die zuletzt gar in die südfranzösische Tennis-Academy von Trainer-Guru Patrick Moratoglou geladene Lilli für diesen ganz besonderen Sommertag in Gmünd alljährlich in die verpflichtend reinweiße Dress und schnappt sich ein Reglement konformes Holz-Racket. Um ihr bereits so ausgereiftes Können auch auf exotischerem Geläuf unter Beweis zu stellen, aber auch, um mitten drinnen in ihrem dichten Turnierplan wieder einmal ausschließlich das zu zelebrieren, worauf es beim Tennis vor allem ankommt: die pure Spielfreude! 

By the way: Die Gmünder Veranstalter planen bereits für ihre Rasensaison 2021, und das idealerweise wieder mit 72 Teilnehmer*innen.  Auch Lilli Tagger will weiterhin dabei sein, bei den „All Gmünd Lawn Classics“ – vielleicht ja sogar noch so lange, bis sie sommers andere Rasen-Courts zu beackern hat. Irgendwo jenseits des Ärmelkanals …

Infos & Anfragen zum Rasentennis im Waldviertel via www.svtennis.gmuend.at.

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