Sie lieben Erdbeeren, Pimm’s und gepflegtes Rasentennis dazu, wollen aber nicht über den Ärmelkanal? No problem, dann reisen Sie im kommenden Sommer doch ins Waldviertel, zum möglicherweise lässigsten Amateurturnier des Landes, den „All Gmünd Lawn Classics“.
Die folgende Story von Fritz Hutter erschien zuerst im Dezember im Tennis-Jahrbuch der Tageszeitung Kurier. Actionfotos von Peter Haberleitner
Es gibt Turniere und Turniere. Solche etwa, wo sich Freizeitcracks aller Niveaus die Filzkugel häufig mit teils massig Ehrgeiz und zwecks Politur des eigenen Spielstärkengrads – Stichwort ITN – um die Ohren hauen. Oder jene, wo es um die begehrten Punkte für die ÖTV-Rankings in den diversen Altersklassen geht. Und dann gibt es aber auch die bereits vor ihrer achten Auflage im vergangenen August legendären „All Gmünd Lawn Classics“ der 101 Jahre alten 1. Sportvereinigung Gmünd im nördlichen Waldviertel. Beim als Doppel-Event nach einem ausgeklügelten Modus-Mix aus Gruppen- und K.o.-Phase durchgezogenen Turnierformat wird, wie schon der Name sagt, tatsächlich auf Gras gespielt. Genauer gesagt auf vier bis sechs liebevoll gezupften, gewalzten und stilecht mit Kalk linierten Rasenplätzen.
Durch die vor Jahren exekutierte Fusion der einst zwei Gmünder Fußballvereine wurde der Platz der SVg.-Kicker nicht mehr gebraucht und dadurch für die anliegende Tennis-Sektion zusätzlicher Spielraum frei – und eben Platz für das wahrscheinlich außergewöhnlichste Tennisturnier im rot-weiß-roten Freizeitsport. Wobei, was heißt Freizeit, tummeln sich im auf 36 Paare limitierten Starterfeld (Anm.: 2020 waren es Corona bedingt nur 24) doch auch ehemalige Einzel- und Mannschaftsstaatsmeister*innen, Topspieler*innen und Ex-Profis wie etwa Petra Russegger, Andi Buchwald oder Andreas Rechberger. Selbst die vormalige Nummer 27 im WTA-Ranking, die Tirolerin Sylvia Plischke, zählt seit Jahren zu den Stammgästen. Nur einen Kickaufschlag von der tschechischen Grenze entfernt, matcht sie sich bevorzugt barfuß mit durchwegs spielstarken Local Heros genau wie beispielsweise mit der mit Abstand besten U12-Spielerin Österreichs, der Lienzerin Lilli Tagger (Foto unten).

Wie alle anderen Lawn-Classic-Starter*innen schlüpft die zuletzt gar in die südfranzösische Tennis-Academy von Trainer-Guru Patrick Moratoglou geladene Lilli für diesen ganz besonderen Sommertag in Gmünd alljährlich in die verpflichtend reinweiße Dress und schnappt sich ein Reglement konformes Holz-Racket. Um ihr bereits so ausgereiftes Können auch auf exotischerem Geläuf unter Beweis zu stellen, aber auch, um mitten drinnen in ihrem dichten Turnierplan wieder einmal ausschließlich das zu zelebrieren, worauf es beim Tennis vor allem ankommt: die pure Spielfreude!
By the way: Die Gmünder Veranstalter planen bereits für ihre Rasensaison 2021, und das idealerweise wieder mit 72 Teilnehmer*innen. Auch Lilli Tagger will weiterhin dabei sein, bei den „All Gmünd Lawn Classics“ – vielleicht ja sogar noch so lange, bis sie sommers andere Rasen-Courts zu beackern hat. Irgendwo jenseits des Ärmelkanals …
Infos & Anfragen zum Rasentennis im Waldviertel via www.svtennis.gmuend.at.
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