Kann „das“ was werden, lautet eine mir bereits seit einiger Zeit häufig gestellte Frage, weil ich jetzt gar schon so lang beim Tennis herumhäng‘. Mit „das“ ist der nunmehrige Challenger-Champ von Skopje, der 18-jährige Joel Schwärzler, gemeint. Meine Antwort: Ich glaube ja. Weil der hoch aufgeschossene, aber trotzdem extrem koordinationsbegabte Linkshänder von Natur aus mit der Fähigkeit gesegnet ist, bei Service und Grundschlägen mörderischen Schwung allein schon aus der Physik von kontrollierter Lockerheit zu generieren – und das technisch immer noch solider. Dazu lässt sich das beneidenswerte Talent orten, sein Körpergewicht in den allermeisten Situationen – sogar im Rückwärtsrennen – nach vor, durch den Treffpunkt, also „in den Schlag“ aufs Ziel transferieren zu können.
Weiters meine ich die Fähigkeit zu erkennen, das vom ehemaligen Weltklassespieler Jürgen Melzer und dessen ÖTV -Team mit viel Bedacht dargereichte Wissens- und Erfahrungsschatzmenü bereitwillig annehmen zu können. Wer Schwärzler und Melzer aufmerksam beim Training zuschaut (und -hört), sieht zwei sehr ähnliche Spielertypen – Betonung auf Spieler -, und spürt, mit wieviel Nachdruck der Ältere den Jungen samt seines bereits unglaublich gut bestückten Schlagarsenals in Richtung strategischer, athletischer und mentaler Struktur führt. Ein Prozess, den er einst auch selbst durchaus intensiv durchlief.
Und Joel? Der weiß ganz offensichtlich, dass sein Tennis mehr als ein Spiel ist, nämlich die ganz große Chance auf berufliche Erfüllung auf allerhöchstem Niveau. Kann mir deshalb gut vorstellen, dass der junge Mann mit der ihm eigenen, grad zur Souveränität reifenden Ruhe, alles daran setzen wird, seine Talente mit immer noch mehr straighter Arbeit rundherum zu veredeln und abzusichern, um bald auch in noch lichteren Sphären erfolgreich zu sein. Also nochamal: Ja, „das“ wird was. DER wird was.
EDIT: Nach einer Niederlagenserie haben sich Spieler und Coach im vergangenen September getrennt und Joel versucht nun an der Hand seines spanischen Managers, des ehemaligen ATP-Profis Galo Blanco, im Herrentennis Fuß zu fassen. Möge die Übung wunschgemäß gelingen. Ich würd’s ihm wirklich gönnen.